ERZO KVA und RENZO
das wichtigste in Kürze:
Aus purem politischem Geltungsdrang, persönlicher (finanzieller) Ziele und Wichtigmacherei soll dieses Projekt in Oftringen realisiert werden. Der "schwarze Peter" oder auf Neudeutsch, die "Arschkarte" wurde freiwillig gezogen:
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ENPHOR propagiert als eine seiner tollsten Errungenschaften die Einsparung an CO2 für die Region. Mit der heutigen KVA werden ca. 68´000 Tonnen CO2 ausgestossen. Beim Ausbau wollen sie mit der Fernwärme ungefähr 30´000 Tonnen CO2 einsparen. (link) Dazu benötigt die neue KVA (RENZO) aber 160´000 Tonnen Kehricht und somit werden160´000 Tonnen CO2 ausgestossen.
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mit dem neuen "Kraftwerk" werden also 92´000 to CO2 mehr ausgeschleudert mit dem Ziel einer CO2-Reduktion von 30´000 Tonnen CO2 über den Wärmeverbund. Tatsächlich würden für die Industrie-Dampf 9´450 to (für 45 GWh Dampf), Projekt "Phosphor 26" ca. 6´720 to CO2 für 32 GWh Dampf und 18´500 to CO2 für das restliche angestrebte Fernwärmenetz von 88 GWh/a substituiert. Total mögliche CO2 Einsparung = 34´650 to bei Mehraustoss von 92´000 to??!! Hier darf man sich ruhig fragen welchen Schulabschluss die Verantwortlichen haben. Politisch verkauft man dies dann als (Zitat): Mit viel Mut und Weitsicht hat die Region Wiggertal einen wichtigen Schritt zur umweltschonenden Abfallentsorgung getan.
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Die Investitionskosten liegen bei min. CHF 250´000´000.- für einen Gemeindeverband von 11 Gemeinden (Aarburg, Brittnau, Murgenthal,Oftringen, Reiden, Rothrist, Strengelbach, Vordemwald, Wikon und Zofingen mit 73´568 Einwohnern) ergibt eine Neuverschuldung von 3´398.-/Einwohner.
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Als Eigentümer ist der Gemeindeverband "Geschichte". Renergia (65% und ERZO KVA (35%) werden einen AG gründen. Das Sagen nachher hat eigentlich nur noch der Mitbewerber Renergia. Soviel zum "Ausverkauf" der Heimat und der Stimmberechtigung.
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Selbstverständlich dürfen die "verantwortlichen Politiker" sich anschliessend in den teuren "Verwaltungsrat-Sitzen" gegen gutes Honorar bequem machen.
Ohne eine wirkliche Information an die Bevölkerung wird folgendes passieren:
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aus der ganzen Schweiz und dem Auslandwerden 160´000 Tonnen/Jahr Kehricht rangekarrt. In den Studien ist bereits eine Leistungssteigerung auf 180´000 to/a vorgesehen. Bei diesem Kehricht handelt es sich zu über 95% aus "Marktkehricht".
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min. 100´000 to/a sind aus dem Ausland (Langstrecken) vorgesehen.
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"Marktkehricht" sollte zu besten Bedingungen eingekauft und dann, sofern notwendig, gelagert werden können.
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Mit dem Neubau von RENZO wird der heutige Lagerplatz sowie die Parzelle 420 "geopfert. Wo sollen nun die Platzreserven für das "Ballenlager" herkommen? Es wird zu einem kostenintensiven Mehrhandling kommen müssen.
Transportmengen:
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180´000 to/a Kehricht (58 LKW täglich auf Kreisel)
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41´450 To/a Schlacke aus KVA nass zur Deponie (13 LKW täglich auf Kreisel)
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5´580 to/a Elektrofilterasche in Deponie (2 LKW täglich auf Kreisel)
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In der Summe werden 227´027 to/Jahr auf LKW nur für REZO bewegt, was min. 73 LKW-Fahrten/Tag über den/die Kreisel bedeutet.
Leider kann man nicht auf eine Umweltverträglichkeitsprüfung hoffen, die diesen Wahnsinn stoppen könnte. In der UVP wird "nur die Gesetzmässigkeit" des Vorhabens überprüft, der Mehrverkehr wird gar nicht berücksichtigt!). Es wird nicht geprüft, ob ein solches Vorhaben ökologisch und/oder ökonomisch sinnvoll ist. Hauptsache dem Frosch namens "Heinrich" am Wiggerufer geschieht nichts!
die ERZO KVA wird nach Abschluss des Vorprojekts mit Renergia in eine Aktiengesellschaft übergehen (RENZO AG). Aktienanteil ERZO KVA = 35%; Aktienanteil Renergie = 65%. Die Bevölkerung hat nachher KEINE Möglichkeit mehr auf diese Unternehmung und deren Entscheidungen direkt Einfluss zu nehmen. Nebenbei bemerkt. REAL (dies ist der "Partner bei den ARA-Projekten" ist der grösste Aktionär von RENERGIA! mit 44.4%. Möglichkeit des fakultativen Referendums entfällt.
Die KVA Perlen hat 300 Mio CHF gekostet. Die im Bau befindliche KVA Zuchwil wird 550 Mio CHF kosten (übrigens vorbildlich dokumentiert und sehr offen kommuniziert). Nur schon der geplante Ersatz der zweiten Verbrennungslinie in Winterthur soll 293 Mio CHF kosten. Bei der Frage warum das Projekt mit 160´000 Tonnen "nur" 250 Mio CHF kosten soll gibt es die Antwort: Wir haben die Preise in der Schweiz eingeholt, dies ist viel zu teuer. Mit Angeboten aus der EU kann man das Werk für diesen Preis bekommen. Somit wurde klar kommuniziert das "die Wertschöpfung" in der Region sehr gering ausfallen wird.

Marktkehricht und Kehricht aus dem Ausland ???
Mit Renzo wird der Anteil an Marktkehricht noch massiv grösser. 93% des Kehrichts müssen auf dem freien Kehrichtmarkt zeitgerecht eingekauft werden. Auf dem freien Kehrichtmarkt tümmeln sich auch alle anderen KVAs, um ihre Anlagen auszulasten. Die Verbandsgemeinden mit einem Anteil von 7% müssten dann das allenfalls fehlende Geld ausgleichen. Die Energieabgaben ab RENZO (Strom, Dampf, Fernwärme) müssen immer vertragsgemäß geliefert werden können.
Aus dem Jahresbericht 2022:
Wegen Multikrise zu wenig Abfall
Gegen Mitte des Jahres veränderte sich die Abfallmarktsituation. Konkret sahen wir uns mit einem noch nie dagewesenen Rückgang an Abfall konfrontiert. Ein toxischer Mix an Problemen war die Ursache: Die Nachwehen von Covid addierten sich mit Engpässen in den Lieferketten von Industrie und Gewerbe, den Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine sowie den explodierenden Energiepreisen. Dies führte vor allem beim Abfallimport zu einer ausgeprägten Baisse.
Zitate aus "Machbarkeitsstudie 2023:
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Mangels aktueller KVA-Projekten im benachbarten Ausland besteht ein hoher Druck auf der Schweiz, sich für Importe weiterhin offen zu halten.
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Nach heutigen Kenntnissen sind aus dem süddeutschen Raum und dem Vorarlberg etwa 200'000 t und damit etwas mehr als die Hälfte der Abfallimporte mit mehrjährigen Verträgen gesichert (Abbildung 6). Daher sind die Reaktionsmöglichkeiten ("Importe zurück-fahren") auf mittlere Frist begrenzt. Aus heutiger Sicht spricht alles dafür, dass diese Verträge zu gegebener Zeit erneuert werden.

Stimmenanteile Gemeinden und benötigtes Fremdkapital

für die geplanten Kosten der neuen KVA (RENZO) von 250 Mio CHF muss neues Fremdkapital von ca. 190 Mio CHF aufgenommen werden. Für die Verbandsgemeinden bedeutet dies eine indirekte Neuverschuldung von ca. 66,5 Mio CHF. Dem könnten die (möglichen) Dividendenzahlungen (berechnet auf 50% des möglichen Reingewinns) gegenüber gestellt werden.
Beispiel Oftringen:
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indirekte Neuverschuldung der Gemeinde über ERZO KVA und RENZO = 9´700´000 CHF
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mögliche Dividende = CHF 156´220.-
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Stimmenanteil an RENZO = 5,1%
In Falle dass es jemand NOCH NICHT bemerkt haben sollte. Alle diese Entscheidungen liegen nicht etwa bei der Bevölkerung oder Stimmbürger, auch nicht bei den Gemeindeversammlungen oder den Gemeinderäten, diese Entscheidungen werden durch EINEN EINZIGEN ABGEORDNETEN PRO GEMEINDE der ERZO KVA bewirkt und abgesegnet.
Sollten Einwohner anderer Meinung sein:
Zitat des Abgeordneten (und logischerweise Gemeinderat) der Gemeinde Oftringen anlässlich der Einwohnergemeindeversammlung vom 9.Juni 2022 (Protokollauszug):
"Ein Verband kann nicht in Form einer Landsgemeinde ausgestaltet werden, sondern als Legislative ist eine Abgeordnetenversammlung vorgesehen. Deshalb entsenden die Gemeinden Abgeordnete und falls man damit nicht zufrieden ist, kann Herr Sowieso bei der nächsten Gemeinderatswahl kandidieren und Gemeinderat ........... abwählen."
So geht Demokratie !!!!
Gewinn- / Verlustaussichten Renzo

Anlässlich der Abgeordnetenversammlung vom 9.November 2023 wurde bei ERZO KVA für das Projekt 2 Traktanden abgestimmt:
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3.1 Projektierungskredit (5 Mio CHF)
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3.2 Zusammenarbeitsvertrag
In den Unterlagen zum Projektierungskredit steht über der Abbildung 5 (Grafik) Gewinn/Verlust: kumulierter Erfolg und Stand Fremdkapital von RENZO, Jahre 2025 bis 2050 (Stand August 2023) folgendes:
Ab dem vierten Jahr nach Inbetriebnahme wird RENZO vermutlich einen Gewinn abwerfen. Die Rückzahlung des Fremdkapitals ((ca. 190 Mio CHF) kann jedoch bereits im ersten Jahr nach der Inbetriebnahme stattfinden, so dass RENZO voraussichtlich einen positiven, kumulierten Ertrag nach 14 Jahren (ca. Jahr 2044) aufweist.
Das muss man sich zuerst auf der Zunge zergehen lassen. Welcher private Investor würde sich mit 190 Mio CHF verschulden wenn er (vermutlich , voraussichtlich, bei gutem Gelingen) nach14 Jahren den ersten (kumulierten) Gewinn sehen wird. Welcher private Investor würde ein solches Risiko auf sich nehmen für eine Energie-Anlage in der heutigen Zeit, wo niemand weiss wo diese Reise hinführt.
optionales Geschäftsfeld:
Wärmespeicher in Kombination mit "Power-to-heat"

Zitat ENPHOR: "weil sich diese Option schnell rentieren würde mit jährlich bis zu 2 Mio CHF Ertrag ist die Empfehlung:
Ein Wärmespeicher mit Power-to-Heat-Anlage ist in jedem Fall sinnvoll. Er erlaubt die Flexibilisierung der Stromproduktion und ist in kürzester Zeit amortisiert. Diese Zusatzinvestition wird sehr empfohlen."
Also nochmals 8.1 Mio CHF obendrauf!
Planerfolgsrechnung (rechnet sich RENZO überhaupt?)

Innerhalb der Machbarkeitsstudie sind auch die Angaben zur "Planerfolgsrechnung" zu finden. Dabei sind 3 Szenarien aufgelistet, :die komplette Liste und Berechnung können sie hier downloaden
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realistic case (realistischer Fall)
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worst case (schlimmsten Fall)
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best case (bester Fall)
Folgende Annahmen wurden zu Grunde gelegt, die nicht richtig sind:
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Investitionssumme wird deutlich höher ausfallen
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CCS Investitionen (50 Mio CHF) sowie Speicher und Power to Heat (8 Mio CHF) fehlen
Bei den Betriebskosten wurden vernachlässigt:
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Verkauf Fernwärme ist bereits ab Startdatum als Erlös eingerechnet, wird aber gemäss Studie erst im Jahre 2051 ihren Höchststand erreichen.
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die späteren Mindererlöse durch CCS (zwischen Jahr 2030 und 2050)sind nirgends zu finden.
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es wurden nicht die realisierten Erlöse (Jahresrechnung 2022) als Tarifbasis verwendet, sondern irgendwelche "Phantasie-Zahlen" mit erheblichen Abweichungen.
Ich habe mir erlaubt die 3 Varianten mit 2 weiteren Berechnungen, basierend mit den tatsächlichen Erlöstarifen sowie den zusätzlichen Investitionskosten zu ergänzen. Es zeigt sich folgenes Bild der Gewinne/Verluste:
Berechnungen von ENPHOR:
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realistic case (realistischer Fall) Gewinn nach Steuern 6.16 Mio CHF
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worst case (schlimmsten Fall) Verlust 9.38 Mio CHF
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best case (bester Fall) Gewinn 18.69 Mio CHF
Angepasste Berechnung mit worst case Mengen gemäss Studie, realisierten Erlöstarifen und angedachten Investitionen:
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"best case" Verlust 0.2 Mio CHF
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mit zusätzlichen Investitionen (CCS und Speicher) Verlust von 13 Mio CHF
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absoluter Jahresverlust von 20.93 Mio CHF
optionales Geschäftsfeld:
Carbon Capture and Storage (CCS)
Mit Datum vom 21.07.2023 hat das Bundesamt für Umwelt eine Studie "Kostenschätzung für ein CCS-System für die Schweiz bis 2050" veröffentlicht, welche die Kosten für CCS in der Schweiz bis ins Jahr 2050 aufzeigt:
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kumulierte Gesamtkosten zwischen 11.2 Mia bis 21.4 Mia CHF
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jährliche operative Kosten von 1´116 Mio CHF/Jahr oder 196 CHF/Tonne CO2, Strombedarf 0,11 MWh/To CO2 oder 27% der geplanten Verkaufsmenge , Wärmebedarf 1.01 MWh/to CO2 oder 67% der geplanten Verkaufsmenge im Falle RENZO
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nach Studie "Saipem" CO2NET, grobes Design und Kostenschätzung für ein CO2 Sammelnetzwerk in der Schweiz. BFE, ein Anschluss von RENZO an die Pipeline ist gar nicht geplant!? Hat aber auch keinen Bahnanschluss?

diese Option ist in Wirklichkeit gar keine richtige Option, sondern muss gemäss Zielvereinbarung mit dem BAFU zwischen Jahr 2030 und bis Jahr 2050 erreicht werden.
Es müssen zusätzlich ca. 50 Mio CHF investiert werden!
Bis zum Ziel des Bundes mit zero CO2 bis ins Jahr 2050 muss CCS umgesetzt sein. Ansonsten droht die Teilnahme am Emissionshandel (EHS). Bei den heutigen CO2-Emissionspreisen bedeutet dies:
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geplante Anlage von 160´000 to x 120.- CHF/to = Mehrkosten pro Jahr von 19,2 Mio CHF!
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Falls sich noch die Idee von 200´000 To Anlage in Betracht gezogen wird Mehrkosten pro Jahr von 24.0 Mio CHF.
Und jetzt kommt es:
Für die komplette CCS-Kette von der CO2-Abscheidung bis zur Speicherung des CO2 in einem geologischen Tiefenlager unter der Nordsee rechnet die ETH Zürich sus.lab (Kurzbericht) heute mit 156-190 CHF/tCO2.
Bedeutet: zusätzliche Betriebskosten zwischen 25.0 und 30.5 Mio CHF pro Jahr bei gleichzeitigem massiven Verlust von Wärmeenergie und Strom, die verkauft werden könnten. Tarife würden sich für Dampf, Fernwärme und Strom verdoppeln.